music theatre
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[K]1 Zimmer Wohnung

[K]1 Zimmer Wohnung ist ein politisches Musiktheater, in dem die künstlerische Forschungsfrage gestellt wird: Wie können wir Wohnraum weiblich* besetzen und behaupten? Denn: Architektur ist nicht nur «gebauter Raum», sondern schließt immer auch das Verhältnis zwischen Raum und Gesellschaft mit ein. Architektur reproduziert Formen von gesellschaftlichen Machtstrukturen, von Gender-Hierarchien und zwischenmenschlichen Netzwerken.
[K]1 Zimmer Wohnung gibt es in einer Frankfurter Version mit einer Inszenierung für das mayhaus (Museumshaus der ernst may gesellschaft Frankfurt) sowie in einer Wiener Fassung für das MSL Zentrum Wien (ehemalige Wohnung der Architektin Margarete Schütte-Lihotzky).
In einem Zusammenspiel aus live-elektronischen Klanglandschaften, Chormusik und ortsspezifischer Performance gibt das Kollektiv Untere Reklamationsbehörde gemeinsam mit einem lokalen Chor (Frankfurt: SHE Choir Frankfurt; Wien: 1. Wiener Gemeindebauchor), zwei Performer:innen und einer Pianistin aktuellen und historischen feministischen Perspektiven zum Thema Wohnen, Geografien des Alltags, Wohnraumknappheit und Besetzung eine Stimme. Teil des Entwicklungsprozesses von [K]1 Zimmer Wohnung waren zahlreiche Interviews und Gespräche, die die Komponistin Julia Mihály und die Dramaturgin Maria Huber im Vorfeld mit Expert:innen des Alltags geführt haben, um diverse Fragestellungen zum Thema Wohnen aus einer FLINTA*-Perspektive zu beleuchten: Wie besetze ich Wohnraum in meinem Alltag? Wie klingen die eindrücklichsten Minuten meines Arbeitstages? Wie wollen wir leben, und welche gebauten Räume brauchen wir dafür? Wie können wir unsere privaten Orte für freundschaftliche Netzwerke öffnen? Können und wollen wir unserer Nachbar:in bei ihrem Alltag zuhören? Zu welchen Songs im Ohr leisten wir care work? Aus Recherchen rund um historische Wohnutopien des Roten Wien und des Neuen Frankfurt, die beide durch eine der ersten prominenten Architektinnen, Margarete Schütte-Lihotzky, maßgeblich geprägt wurden, aus kritischen Interviews mit Hausbesetzerinnen sowie autobiografischen Erzählungen entwickelte die Untere Reklamationsbehörde neue akustische Narrative. Auskomponierte Alltagsklangkulissen, Chorstücke mit Bezug auf Protestmusik der 1920er-Jahre, verzerrte E-Gitarrensounds und raumübergreifende elektroakustische Klangelemente bringen die Aufführungsorte als spielerischen Diskursraum zum Thema Wohnen zum Klingen.
“Die Tür trennt mich vom Draußen. Also meinen Körper. Aber nie ganz. Da bleibt immer so ein Rauschen der Stadt. Das ist eine Mischung aus Autos, Stimmen, leise Schritte von Menschen über mir,… . Und der Fahrstuhl! Der klingt wie eine Achterbahn, die sich von oben nach unten, von unten nach oben bewegt. Ich finde das beruhigend, dass da immer diese Achterbahn ist, die die Leute nach Hause bringt.” (Textauszug)
“Eine Zahl ist mir dabei besonders im Kopf geblieben: Um den aktuellen Bedarf an Sozialwohnungen in Frankfurt zu decken, bräuchte es ab 2021 im aktuellen Vergabetempo – und auch nur, wenn keine einzige neue Bewerber*in dazu kommt – 26 Jahre, um den Bedarf zu decken. 26 Jahre, damit alle die, die einen rechtmäßigen Antrag auf unterstütztes Wohnen gestellt haben, auch tatsächlich Unterstützung erhalten. Seit ich das weiß laufe ich durch die Straßen mit einem anderen Blick.” (Textauszug)


“Naja für mich war das für viele Jahre der gelebte Traum, die gelebte Utopie. Aber dann hatte ich irgendwann meinen Sohn und der ist da aufgewachsen. Das war schön aber auch nicht einfach. Denn schon von ganz früh musste ich ihm beibringen, dass er, wenn er die Bullen sieht, nicht sagen darf, dass er hier wohnt. Ich hab ihm beigebracht: Einfach weiter laufen, am Haus vorbei und dann gehst du einfach für eine Stunde zu dem Haus von einem Freund. Und wenn die Luft rein ist, kommst du heim. Das ging schon, aber irgendwie wurde es trotzdem immer enger (…).” (Textauszug)


Credits: Untere Reklamationsbehörde (Künstlerische Leitung, Konzept), Julia Mihály (Komposition, E-Gitarre, Texte), Maria Huber (Inszenierung, Dramaturgie, Texte), Alice Nogueira & Amélie Haller (Co-Autor:innen, Performance). Despina Apostolou (MIDI, Keyboard, Text in Frankfurt), Milica Zakić (MIDI, Keyboard, Text in Wien), Catherine Berzé (Performance, Wien), Liese Lyon (Stimme Audiowalk), SHE CHOIR Frankfurt, 1. Wiener Gemeindebauchor (Leitung: Alessandro Traina)
Eine Produktion in Kooperation mit der ernst may gesellschaft e.V. Frankfurt, der fgnm e.V. sowie in der Wiener Fassung als Kompositionsauftrag von wien modern in Zusammenarbeit mit dem MSL Zentrum Wien.