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Distanzrauschen
Die elektroakustische Komposition DISTANZRAUSCHEN ist Teil der Klangkunstreihe OUT OF SIGHT im Dialogmuseum Frankfurt, Uraufführung 25. Oktober 2024. LINK
In dem Stück DISTANZRAUSCHEN nehmen wir all jene Klänge unter eine akustische Lupe, die sich unhörbar oder nur schwer wahrnehmbar an verschiedenen Orten der B-Ebene in der Frankfurter Hauptwache befinden. Charakteristisch für die B-Ebene ist ihre räumliche Weitläufigkeit: die langen Transitwege zwischen den Stationen, dicke Säulen, geflieste Wände, glatter Boden – nur wenige haptisch und akustisch deutlich wahrnehmbare Orientierungspunkte. Kurz: ein nur schwer begehbarer Ort, der alles andere als barrierefrei gestaltet wurde. In dem Stück DISTANZRAUSCHEN möchten wir deshalb Klanginseln freilegen, die im alltäglichen Treiben zwar vorhanden sind, aber oftmals untergehen – es entsteht eine Art akustischer Parcours, der durch das alltägliche Rauschen hindurchführt und gleichzeitig immer wieder in es eintaucht. Dafür komponieren wir mit Rauschspektren elektromagnetischer Schwingungen von Ticketautomaten, LED-Laufschriften und Stromleitungen, mit den Vibrationen der ein- und ausfahrenden U- und S-Bahnen, aber auch mit Alltagsgeräuschen und Gesprächsfetzen, die vielleicht mehr Fragen aufwerfen als Antworten geben. Mit DISTANZRAUSCHEN knüpfen wir an unsere Arbeit ALLTAGSRAUSCHEN – Ein Empirisches Hörtheater an, in der wir uns 2021 mit Rauschen als Phänomen aus einer performativen, akustischen und informationstheoretischen Perspektive künstlerisch beschäftigt haben. Unter Rauschen verstehen wir all die Elemente, die mit dem Signal einer Nachricht interferieren, wie z. B. weißes Rauschen bei schlechtem Empfang im Radio, Flecken auf einer Tageszeitung, aber auch sprachliche und diskursive Ungenauigkeiten. Rauschen bezeichnet Signale, die Strukturlosigkeit und Unordnung relativ zu einer gegebenen Ordnung von Zeichen erhöhen. Es symbolisiert also den Zustand perfekter Unordnung. Rauschen ist für uns nicht nur eine unerwünschte Störung, sondern auch ein Element potenzieller subversiver Erneuerung von altbekannten Strukturen im öffentlichen Raum, die ganz eigene Interaktions- und Möglichkeitshorizonte neu erschaffen. Künstlerisch spielen wir damit, das Rauschpotenzial der B-Ebene zu verstärken oder umzudeuten. In DISTANZRAUSCHEN greifen wir so spielerisch in das Rauschpotenzial eines öffentlichen Ortes ein, um Barrieren zu hinterfragen und eigene Ordnungen und Unordnungen zu entwickeln. Die Stimme der Performerin Alice Nogueira, die in ALLTAGSRAUSCHEN das Publikum durch die Offenbacher Innenstadt begleitete, taucht in DISTANZRAUSCHEN erneut auf, um die Zuhörenden diesmal durch die B-Ebene der Frankfurter Hauptwache zu führen. Für DISTANZRAUSCHEN fragen wir uns ganz konkret: Was bedeutet es, verschiedenen Formen von Rauschen im Alltag ausgesetzt zu sein? Was, wenn das Rauschen zur Barriere wird? Wie können wir uns im und mit dem alltäglichen Rauschen eines öffentlichen Ortes orientieren?
